In längeren Dokumenten ist es hilfreich für Lesende, wenn der Inhalt in Sinnabschnitte eingeteilt und klar gegliedert ist. Heutzutage ist es völlig normal, Inhalte nicht von oben bis unten komplett durchzulesen, sondern zunächst zu scannen. Dabei fallen uns hervorgehobene Elemente zuerst ins Auge. 

Textauszeichnungen

Textauszeichnungen, die wir „scannen“ können, sind z. B. vom sonstigen Text abweichende:

Was du auch sehr häufig siehst, sind unterstrichene Überschriften. Tu dir selbst einen Gefallen und mach das nicht. Es gibt gleich 2 gute Gründe, die dagegen sprechen. 

1. Unterstrichene Wörter werden von uns mittlerweile automatisch als Link gewertet und wir erwarten, dass etwas passiert, wenn wir darauf klicken oder tippen. Wenn dann aber einfach nix passiert, dann irritiert das. Irritation wollen wir nicht. 

2.Wenn du ein Wort unterstreichst, dann durchschneidest du mit der Unterstreichung die Unterlänge. Das ist das, was du in der Grundschule in der Schriftanatomie als „Keller“ gelernt hast (p, g, y, j, q). Man nennt das „typografisch unschön“.

Warum lernen wir das denn dann in der Grundschule? Ganz einfach: In der ersten Klasse hast du nicht viele Möglichkeiten, eine Überschrift ordentlich kenntlich zu machen. Du hast einen Stift und ein Lineal. Damit arbeitest du. Heute bist du nicht mehr in der ersten Klasse und erstellst Texte an deinem Computer. Nutze die typografischen Möglichkeiten, die du dort für Überschriften zur Verfügung hast. 

Struktur bitte, aber richtig

Es ist egal, ob du eine längere Hausarbeit schreibst, einen Blog-Artikel oder eine Unternehmensrichtlinie. Achte darauf, dass die Struktur deiner Überschriften, also die Verschachtelung, stimmt. Wir können durch die Struktur zusammengehörige Informationen erkennen und wenn die Gliederung nicht stimmt, verwirrt das. Suchmaschinen-Crawler hangeln sich übrigens auch an den Überschriften entlang, weshalb es im Rahmen der Suchmaschinenoptimierung absolut wichtig ist, auf eine korrekte Strukturierung zu achten. 

So kann das aussehen:

  • 1 Überschrift
    • 1.1 Überschrift
    • 1.2 Überschrift
  • 2 Überschrift
  • 3 Überschrift
    • 3.1 Überschrift
    • 3.2 Überschrift
      • 3.2.1 Überschrift
      • 3.2.2 Überschrift
  • 4 Überschrift
    • 4.1 Überschrift
  • 5 Überschrift

Zu kryptisch? Let me explain:

Stell dir vor du stehst an einer Straße und schaust auf ein Grundstück. Das Grundstück ist umzäunt und hat zur Straße hin ein Gartentürchen. Da gehst du durch, weil du deine Freunde besuchen möchtest. Das Gartentürchen ist quasi dein Seitentitel für deinen Blog-Artikel oder der Titel deiner Hausarbeit.

Auf diesem Grundstück könnte sich nun sehr wenig Inhalt befinden, der keiner großartigen Strukturierung bedarf, wie z. B. eine Blumenwiese. Da könnte aber auch ein Haus stehen. Dieses Haus hat eine Hauseingangstür. Da gehst du rein. Das ist die nächste Ebene. 

In diesem Haus könnte sich einfach nur ein Raum befinden. Quasi Wohnklo mit Kochnische. Es könnte aber stattdessen auch mehr als ein Raum sein, ein Flur und mehrere Zimmer, die Zimmertüren haben. Es könnte sich auch um ein Mehrfamilienhaus handeln mit mehreren Wohnungen, die jeweils eine Wohnungstür haben und mehrere Zimmer mit Zimmertüren. Das Gebäude könnte auch eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus sein. Dann gibt es zwei oder mehr Haustüren und entsprechende Strukturen dahinter. Kannst du mir noch folgen?

Diese Strukturen kennst du wahrscheinlich. Was hat das nun mit unserem Beispiel zu tun? Naja, nun stell dir vor, du gehst durch eine Hauseingangstür und findest dort keine Wohnungstür oder einen Flur, sondern einen Gartenzaun. Der gehört da nicht hin. Der Gartenzaun mit dem Gartentürchen ist die erste Schwelle auf dem Weg zu deinen Freunden und kommt nur einmal vor. Kein Architekt würde einen Gartenzaun in ein Haus einbauen. Correct me if I’m wrong. Unlogisch zusammengestellte Überschriften sind ein häufiger Gliederungsfehler, den du vermeiden sollst.

Als Experte wirst du bemerkt haben, dass in meinem Beispiel im Kapitel 4 nur eine Zwischenüberschrift mit der Nummerierung 4.1 vorhanden ist. Wenn wir nicht mindestens zwei Themen mit Überschriften versehen wollen, setzen wir keine. Das heißt 4.1 würde sogar wegfallen. Solche Gedanken sind dann aber schon High Level. 

Ob du eine nummerierte Gliederung anzeigen lassen willst, hängt von der Textsorte ab. In Hausarbeiten und Unternehmensrichtlinien würde ich sagen ja, bei Blog-Artikeln macht man das eigentlich nicht. 

Ausflug in die Normenwelt

Noch ein paar Worte zur Nummerierung: Es gibt eine relativ alte Norm, in der drinsteht, dass man diese Punkte in der Nummerierung von Überschriften als Trenner zwischen den einzelnen Ebenen zu verstehen hat und nicht als Aufzählungspunkte (1. 2. 3.). Das bedeutet, dass am Ende nie ein Punkt sein darf. Da ist nix mehr abzutrennen, daher kein Punkt. Die DIN 5008 greift das auf, die bereits Jahrzehnte alte Regelung dazu befindet sich in der DIN 1421.

Warum ist das wichtig?

Zum einen, wie erwähnt, für die Suchmaschinen-Crawler, die deine Website absuchen, bewerten und dein Ranking in den Suchergebnissen beeinflussen.

Wenn du später ein Inhaltsverzeichnis anlegen möchtest, dienen deine Überschriften als Quelle dafür. Viele Textverarbeitungsprogramme ermöglichen dir ein automatisiert erstelltes Inhaltsverzeichnis anzulegen, das sich auch ohne manuellen Zusatzaufwand aktualisieren kann. Gibt es auch für Blogs. Meistens sind Blog-Artikel aber soweit überschaubar, dass du kein Inhaltsverzeichnis benötigst.

Überschriften formulieren

Je nach Textsorte hast du ganz unterschiedliche Anforderungen an deinen Inhalt und damit auch an die Überschriften. Achte bei der Formulierung darauf, dass deine Leserschaft findet, wonach sie suchen. 

Formuliere aussagekräftige Überschriften mit Bezug zum folgenden Inhalt, damit deine Überschriften ihren Zweck auch erfüllen können und Orientierung bieten. 

 

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